Märchenschach
Schach – Eine reine Männerdomäne (beim SC Haar 1931)?
Einige lose Gedanken zu einem uralten Thema in eigener Sache!
Betrachtet man historisch nachgewiesene oder auch nur literarisch in Erscheinung tretende
Frauengestalten der letzten dreitausend Jahre, sei dies nun eine durchaus streitbare und
kampfeslustige Penthesilea, eine die komplette Männerwelt vorführende Mata Hari,
oder auch nur das resolute Fräulein aus der ersten Schulklasse, so bemerkt man zwangsläufig
eine immer stärker werdende Präsenz eines immer wehrhafteren weiblichen Geschlechts.
In allen Gesellschaftsbereichen haben Frauen ihren verdienten Platz erobert.
Tatsächlich in allen? Nein – der Vergleich zu den Asterix-Comics sei erlaubt – nein,
da gibt es doch noch einen kleinen Club von Schachspielern irgendwo im Münchner Osten, den SC Haar 1931,
in dessen Reihen bis dato noch keine Aktive gesehen wurde. Warum?
Eine fundierte Ursachenforschung führt sehr schnell zu sehr überraschenden Vermutungen,
aber leider nicht zu Ergebnissen! Allein in der Gemeinde Haar leben mindestens 5000 Frauen,
ein gigantisches Potential von künftigen Spitzenspielerinnen. Zugegeben, es gibt prozentual
wesentlich weniger Frauen als Männer, die unserem Hobby frönen – sagt zumindest die Statistik, und die lügt angeblich nicht.
Trotzdem sollte man erwarten, dass 4 oder 5 Damen den Weg zum Club finden würden. Am mangelnden Charme
unserer Schachfreunde kann es doch wohl nicht liegen!?! Gepflegte und ruhige Umgangsformen kann
man (meistens) auch bei uns im Club finden. Frauen hätten auch ein sehr gutes Gespür, wen von den
Meistern man in den ersten Wochen besser nicht schlagen sollte, und wenn es bei den Mannschaftsmeisterschaften
gegen fremde Vereine geht, dann ist jedes Neumitglied willkommen, um die 3. Mannschaft oder
die Ersatzbank aufzufüllen. Und dabei könnten gerade Frauen dem SC Haar so manchen zusätzlichen Punkt erkämpfen,
wie eine kleine Anekdote aus dem Jubiläumsturnier bewies.
Ein sehr guter Spieler (Name sowie Clubzugehörigkeit ist und bleibt nur der Redaktion bekannt, DWZ > 2100,
spielte gegen eine junge, nicht unansehliche Dame (FM, DWZ > 2100) und stand eigentlich deutlich auf Sieg,
insbesondere hatte die junge Dame nur noch Sekunden auf der Uhr, unser Kollege weit über eine Minute.
Da geschah das unfaßbare, die Dame rief den Turnierleiter, weil der Gegner einen unerlaubten
Zug (er zog den eigenen König ins Schach, ein Annäherungsversuch, des Königs auf dem Brett natürlich!)
ausgeführt hatte. Unser Schachfreund war total erschüttert, da ihm derartiges noch nie widerfahren
und völlig unerklärlich war. Nach Regel erhielt die Dame 2 Minuten zusätzliche Zeit und gewann gegen
einen völlig konsternierten Gegner! Ein bemerkenswerter und zum Nachdenken reizender Vorfall.
Wie heißt es doch in J.W.Goethes Iphigenie auf Tauris: „Schilt nicht, o König, unser arm Geschlecht.
Nicht herrlich, wie die euern, aber nicht unedel sind die Waffen des Weibes“.
Ein Schelm, wer böses dabei denkt!
Also, Schachfreunde, es sollte sich ein jeder aufgerufen fühlen, ein wenig Werbung
für unseren Schachclub zu machen – auch und gerade bei Frauen und Mädchen.
Apropos, gerade im Jugendbereich wird in vielen Sportarten ein sehr hoher Zulauf
von Interessenten (Deutung freibleibend) beobachtet, wenn Jungen und Mädchen gemeinsam trainieren und spielen.
Wir freuen uns auf jeden neuen Anhänger Caissas, und gerade auf Sie, liebe Damen!
(alt)
Nun ist dieser historische Artikel zwar noch sehr treffend, aber nicht mehr ganz ZUTREFFEND!!
Eine sehr nette junge Dame hat den Weg zu uns gefunden und nimmt sehr aktiv am Clubleben teil. Sie wurde überaus herzlich aufgenommen und fühlt sich sichtlich wohl in unserem Club.
Und auch bei den Jugendlichen sind seit geraumer Zeit starke Mädchen dabei!
Sie und wir alle würden uns sehr freuen, wenn noch einige weitere Damen den Weg zu uns finden. Vieleicht - man darf ja träumen - gibt es sogar einmal eine Damenmannschaft!