RL201415 Spielbericht1
Regionalliga Südwest 2014/15 / Spielbericht 1. Runde
Erlösender Saisonauftakt: MSA Zugzwang 2 - SC Haar 1 2,5 : 5,5
Spielbericht:
Ein Knoten ist geplatzt: Nach 32 sieglosen Partien brachten drei volle Brettpunkte und fünf Remis einen makellosen Auswärtserfolg auf der Schwanthaler Höhe. Das Zauberwort hieß Konzentration. Die Haarer Vorkämpfer ließen sich nicht einmal durch kurzfristige Änderung der Bedenkzeit beirren. Erstmals wird die Regionalliga im Fischermodus gespielt: 30 Sekunden Gutschrift pro Zug, 90 min Startzeit, 30 min Zugabe im 41. Zug.
Zunächst klärte der gastgebende Schiedsrichter die Anwesenden über neueste Handy-Regeln der FIDE auf: Kein Mobilgerät am Körper tragen (sondern z.B. im Rucksack verstauen); kein Mobilgerät beim Verlassen des Turniersaals mitnehmen.
Der Wettkampf wurde kurz nach 11 Uhr bei strahlendem Sonnenschein eröffnet. Elmar an Brett 4 befreite rasch seine schwarze Stellung und bot dann kurzerhand Remis. Wie eine bayerische Weißwurst das Mittagsläuten nicht erleben darf, endete die Partie schon vor den 12 Glockenschlägen aus dem nahen Kirchturm (Auferstehungskirche).
Stephan (Brett 6) brach mit einer schwarzen Glanzpartie den Haarer Bann. Seine elastische Verteidigung ließ den ungestümen weißen Angriff abprallen und entlud sich in einem Bilderbuchkonter. Ein Genuss, wie jeder Zug mit scheinbarer Leichtigkeit und Anand-artiger Schnelligkeit den großen Plan enthüllte. Großer Punkt um 13 Uhr.
Hagen an Brett 3 (Weiß) verdarb seinem Gegner die holländische Rochade, nahm dafür aber einen doppelten f-Bauern in Kauf, der seinen Fianchetto-Läufer auf g2 einsperrte. Geduldig entknotete sich Schwarz, und bald war für keinen Kontrahenten mehr etwas zu holen (Remis um 14 Uhr).
Bernhards schwarzer König an Brett 8 kam in seiner zugigen Ecke um den Mittagsschlaf. Doch wie so oft neigten sich später die Chancen eher auf seine Seite. Das resultierende Remis (14:40 Uhr) war daher gerecht, auch wenn diese Kategorie dem Schach fremd ist.
Andreas K. an Brett 7 (Weiß) genoss in einer rechenintensiven Stellung mit Isolani stets eine gewisse Initiative und erreichte ein Endspiel mit Bauernmajorität am Damenflügel. Doch der kurzatmige weiße Springer gegen den langschrittigen schwarzen Läufer legte Friedensschluss nahe (15:10 Uhr).
Ein geradezu unheimliches Powerplay zog Alexander an Brett 5 auf. Sein Qualitätsopfer ließ den verbleibenden weißen Springer zur dominanten Figur werden, die im Zentrum und gegen den schwarzen König nach Belieben auskeilte. Erst nach Rückopfer der schwarzen Qualität kehrte Ruhe im Stall ein, allerdings um den Preis dreier weißer Mehrbauern. Zweiter ganzer Punkt (15:35 Uhr) zum 4:2 für Haar.
Brett-1-Schach spielte Rainer (Weiß) in allen Phasen der Partie, gekennzeichnet durch ständige Planmutationen, Drohungen und Paraden. Kein Salonremis, die Auseinandersetzung ging bis ins Springerendspiel mit einem weißen h-Bauern. Wundersam gelangte der schwarze König rechtzeitig aus der a-Linie zur Verteidigung zurück und besiegelte das Remis (16:07 Uhr).
Danach stand es 4,5:2,5 für den SC Haar, und der letzte kämpfende Gastgeber konnte nun an Brett 2 getrost aufgeben, wo Helmut (Schwarz) auf einer Rasierklinge zur Mehrfigur geritten war: Sein Fesselungsmotiv hatte sich als das durchschlagendere erwiesen. Der schwarze Springer beherrschte die letzte weiße Drohung (Freibauer in der b-Linie) und stellte den dritten vollen Punkt sicher (16:08 Uhr).
Bayerisches Fazit: Es tut wohl, wenn der Schmerz nachlässt.
Matchstatistik:
Weißpartien 2,5:1,5, Schwarzpartien 3:1.
Vordermannschaft 2,5:1,5, Hintermannschaft 3:1.
Eine Tabelle nach der ersten Runde besagt naturgemäß wenig. Dennoch interessant zu wissen, dass in Runde 2 die beiden punktgleich Führenden zusammenkommen werden, und zwar empfängt der SC Haar am Sonntag 9. November den TSV Haunstetten 1 (Absteiger aus der Landesliga Süd). Dessen Stamm-Acht umfasst drei IMs und zwei FMs. Werbetrommel überflüssig, auf Wiedersehen im Gasthof zur Post - Achtung: Spielort ist diesmal der kleine Bürgersaal!
(kb)