RL201314 Spielbericht6
Regionalliga Südwest 2013/14 / Spielbericht 6. Runde
Kollektive Beißhemmung: SK Siemens 1 - SC Haar 1 5 : 3
Spielbericht:
Verkehrte Welt: Fünf sicher geglaubte Brettpunkte schrumpelten zu dreien, das Ergebnis stellt den Matchverlauf auf den Kopf. Jeder Schachspieler kennt Tiefschläge dieser Art, aber vier Fälle an acht Brettern innerhalb eines Tages sind außergewöhnlich.
Gute Nachricht zuerst: Walter an Brett 6 (Schwarz) setzte ein schachwissenschaftliches Glanzlicht, indem er nach Einbüßen einer Qualität eine Bilderbuchfestung formierte, die Remis sicherte.
An Nachbarbrett 5 baute Alexander (Weiß) eine imposante Druckstellung auf, die sogar ein freiwilliges Qualitätsopfer zu rechtfertigen schien. Der Opferangriff schlug dann zwar nicht durch, erbrachte aber die Möglichkeit, eine Mattdrohung aufzustellen, die Schwarz nur durch Dauerschach neutralisieren hätte können. Weiß spielte jedoch mit Minusqualität und offener Königsstellung auf Sieg und verlor dann noch.
Christoph (Brett 3, Weiß) stellte seine Türme klassisch-nachhaltig in die d- und e-Linie, aber auch sein Gegner gab sich keine Blöße, so dass ein Remis folgerichtig war.
Ihm gleich tat es Rainer an Brett 1 (Weiß), wo Schwarz eine Zeitlang verdächtig stand. Im Angriffsinteresse ließ der weiße König seinen Bauernschild ziehen, bedurfte dann aber eines Schutzes durch Figuren, die nicht gleichzeitig vorne mitwirken konnten. So blieb Justitias Waage horizontal.
Winfried (Brett 8, Schwarz) konterte mit Geduld und Genauigkeit die weiße Infiltration der offenen e-Linie. Nachdem er sogar einen Bauern gewonnen hatte, wurde er allerdings für einen rabenschwarzen Augenblick übermütig und lief in einen Gegenangriff, der nur (aber immerhin) durch Dauerschach zu stoppen war.
Cherin (Weiß) beherrschte von Anfang an Brett 7 und tankte sich in ein Turmendspiel, in dem zwei verbundene Freibauern den Sieg verhießen. Dabei unterschätzte er jedoch den nach purer Verzweiflung aussehenden Vormarsch des schwarzen Königs und konnte dann wegen plötzlicher Mattdrohungen seine Bauern nicht mehr entscheidend in Szene setzen. Nicht einmal ein Unentschieden blieb ihm vergönnt. (Mit Breze wär's bestimmt besser gegangen, aber auf mich hört ja keiner...)
In der vorletzten laufenden Partie hatte Elmar (Brett 4) durch provokante Exkursion seiner schwarzen Dame früh die Initiative und bald sogar einen Bauern gewonnen. Obendrein gelang es ihm, die Stellung immer weiter "abzutragen" (Fachausdruck von Elmar) und dadurch das relative Gewicht des Mehrbauern anwachsen zu lassen. Allerdings (déjà vu) ging dies zu Lasten seiner Bedenkzeit, so dass er sich zu guter Letzt in einem Endspiel seines Turms gegen zwei verbundene Freibauern wiederfand und Remis forcieren musste. Somit war der vierte halbe Punkt durch die Lappen gegangen.
Jetzt, nachdem Caïssa zugunsten SK Siemens gesprochen hatte, konnte auch Helmut der Unermüdliche an Brett 2 (Schwarz) Remis geben, wo er in einem rechenintensiven Damenendspiel einen freien Mehrbauern besaß, aber Dauerschach kaum vermeiden konnte. Den Übergang zu einem Leichtfigurenendspiel mit Mehrbauer hatte er verschmäht, aber gewiss macht bald eine entsprechende Studie von ihm Furore.
Resümee:
Die Vordermannschaft und alle Schwarzbretter waren stabil (jeweils 4 Remis). Aber insgesamt hagelte es nicht nur draußen, sondern auch in unserer Bilanz. Kein einziger Brettsieg --- das ist zuviel der Höflichkeit. Gibt es psychologisch vielleicht so etwas wie eine Angst vor dem Sieg ("horror victoriae")? Die Erde dreht sich weiter, da werden neue knackige Gelegenheiten vorbeikommen.
In der Tabelle nach sechs Runden kostete die Niederlage optisch nur einen Rang: Münchner SC 1836 1 (12:0) führt weiterhin mit weißer Weste, nun vor SC Garching 2 und SC Haar 1 (je 9:3).
Runde 7 folgt bereits am Sonntag 23. Februar 2014, mit dem vorläufigen Höhepunkt der Saison: Heimspiel gegen Tabellenführer Münchner SC 1836.
(kb)