RL201112 Spielbericht5
Regionalliga Südwest 2011/12 / Spielbericht 5. Runde
Drama der letzten Partie: Glückliches 4,5 - 3,5 gegen Krumbach 2
Spielbericht:
Es gibt Sonntage, an denen Schlachtenbummler um Wochen altern, ohne es zu bereuen. Ein solcher fiel auf 15. Januar 2012 im Spiellokal des SC Haar. Wir begrüßten die zweite Mannschaft des SK Krumbach. Deren Wertungsschnitt lag sichtbar unter der Haarer Mannschaft (1953 zu 2014), doch nach der vorhergehenden Allgäuer Erfahrung (das K-Wort löst noch heute Zuckungen aus) wollte niemand an Statistik erinnert werden.
Die Chronologie der Ereignisse spiegelt die Steigerung der Spannung. Unterschiedlichste Eröffnungen führten zum begehrten Showdown, erstaunlicherweise nur in drei Partien entscheidend. Erste Haarer Sorgenfalten wellte das Brett 7, wo der junge Krumbacher Weißspieler unter Bauern- und Qualitätsopfer Linien gegen Hans-Christophs König öffnete, einen Springer auf f6 pflanzte und serienweise nur letzte Paraden übrigließ. Mit stoischer Ruhe ließ Hans-Christoph das Gewitter über sich ergehen und freute sich, als sein Gegner plötzlich zu Dauerschach überging, nachdem er --- wohl aus Zeitnot --- einen gewinnträchtigen stillen Zug ausgelassen hatte.
Ein Zuschauerrätsel ereignete sich an Brett 6. Walter bot aus vielversprechender weißer Stellung Remis. Sein Gegner lehnte nach Rücksprache mit dem Mannschaftsleiter das Angebot ab, wiederholte dann jedoch umgehend die Stellung solange, bis Walter dreifache Stellungswiederholung reklamieren konnte, die dann aber vom Gegner abgestritten wurde, wenn auch vergeblich.
Um 13:20 Uhr an Brett 2 ein erster ganzer Punkt und Hoffnungsschimmer für uns: Kristallklar trieb Elmar seine scheinbar ruhige Damenbauerneröffnung in ein Turmendspiel mit zwei unwiderstehlichen verbundenen Freibauern. Ein Gedicht in jeder Hinsicht --- nach Siegen neigt Elmar zum Reimen.
An Brett 1 bewährte sich Helmut als schwarzer Wellenbrecher und wickelte dank Läuferpaar seine vier Bauerninseln zu guter Letzt in ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern ab. Die Menschheit vertraut auf solche Studien von Helmut.
Bernhard an Brett 5 brachte ein einfallsreiches Springeropfer auf f2 und durfte mit anschließender Rückeroberung eines unbeweglichen weißen Springers rechnen, der die weiße Dame zu schützen hatte. Pech für Schwarz: Die Dame konnte so flüchten, dass sie ihren Springer indirekt deckte. Selbst legale Zwischenzüge lassen Schach manchmal ungerecht erscheinen.
Andreas K. an Brett 4 spielte gegen einen damenindischen Riegel, der beide Seiten viel Bedenkzeit kostete. In einem komplizierten Doppelläuferendspiel sah ich als unheilbarer Optimist zwar Weiß in Vorteil, aber die beiderseits verschwindende Restzeit drängte zum Remis.
Herbert an Brett 8 organisierte nachhaltige weiße Initiative, doch Schwarz konnte seine Abwehrkräfte immer gerade rechtzeitig zwischen den wechselnden Brennpunkten jonglieren. Im Endspiel kontrollierte der schwarze Läufer den weißen Springer und die verteilten Bauern, so dass auch der aktive weiße König das Remis akzeptieren musste.
Beim Stand von 3,5:3,5 hing nun tatsächlich alles am seidenen Faden der letzten Partie an Brett 3. Stephan hatte einen Gambitbauern auf c4 angenommen und für ihn eine beschwerliche Verteidigung im Zentrum und am Königsflügel auf sich genommen. In bröckelnder Stellung blieben ihm weniger als vier Minuten für zehn Züge. Der Zeitvorsprung seines Gegners schmolz andererseits ebenfalls dahin, und das Unwahrscheinliche passierte: ein wilder Schlagabtausch vor der Zeitkontrolle ließ Stephan mit einem Mehrläufer zurück. Allerdings waren nur noch drei schwarze Bauern übrig. Im Bestreben, auch diese noch abzutauschen, übersah Weiß einen schnellen Direktangriff auf seinen König, der mindestens Damenverlust bedeutete. Das Drama der letzten Partie --- Elmar würde wohl reimen: "die Magie der letzten Partie" --- brachte also plötzlich den Siegpunkt für die sprachlose Heimmannschaft.
Diesmal hatten wir soviel Glück, wie wir letztes Mal Pech hatten. Der Klassenerhalt bleibt unser Thema. Der innere Zusammenhalt der Mannschaft zeigte sich auch nach dem Match und ist eine hervorragende Voraussetzung für die kommenden Runden.
(kb)