RL202526 Spielbericht1

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Regionalliga SW 2025/26 / Spielbericht 1. Runde

Kurioser Regionalligastart: SC Kempten 1 - SC Haar 1931 1 5:3

Spielbericht:
Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht --- bis man sie erlebt. Das erste Match der jungen Regionalligasaison führte uns zum Aufsteiger ins römische Cambodunum (deutsch: Kempten). Die haben jetzt auch schon Internet und können Schach spielen, wie wir schmerzlich zu spüren bekamen.

Es ging unglücklich los: Alle Haarer mussten aufrücken, weil fünf Stammspieler fehlten --- mehr geht nicht. Und Elmar, nominal Nr. 7, saß zerknirscht mit nackten Augen an Brett 3 (Weiß), nachdem er in der TV-Nacht auf seiner Brille eingeschlafen war. Trotzdem kam er aktiv aus der Eröffnung, überlegte aber deutlich länger als sein Gegner, der meist à Tempo antwortete. Dies mag zur Verunsicherung beigetragen haben, dennoch war es schade, dass Elmar nach einem schwarzen Doppelangriff auf der zweiten Reihe eine Standardparade nicht sah, sondern in einer „0,00“-Stellung (Shredder, Stockfish) die Partie aufgab. Frühes 1:0 für die Gastgeber.

An den Brettern 6 bis 8 kämpfte unsere Jugend, senkte den Altersschnitt erheblich und importierte frische Eröffnungsideen. Sehr ermutigend, auch wenn die numerische Ausbeute noch Luft nach oben ließ. Jatin zeigte auch mit den schwarzen Steinen an Brett 8 vollen Optimismus, lief allerdings in einen Königsangriff, der nicht mehr zu stoppen war, sobald er zu sehen war. 2:0 für die Kemptener zur Mittagszeit.

Fast gleichzeitig endete die Schwarzpartie von Winfried an Brett 2, zum Glück friedlich, nachdem der Reihe nach alle angriffsträchtigen weißen Figuren im Zentrum abgetauscht worden waren und beiderseits gesunde Bauernstrukturen zurückblieben. Der halbe Punkt stabilisierte ansatzweise die Haarer Nerven, auch wenn der Spielstand 2,5:0,5 keinen Anlass zur Entwarnung bot.

Eine Stunde später rettete sich auch Walter an Brett 5 ins Remis. Trotz der weißen Steine hatte er eher Mühe, ins Spiel zu kommen. In einem Schwerfigurenendspiel drohte schon Bauernverlust, als ihm zur rechten Zeit ein Ausflug der weißen Dame mit Dauerschach einfiel. Das 3:1 nach der Hälfte der Partien war natürlich kein beruhigender Zwischenstand, aber die Hoffnung klammerte sich an einen Funken namens Aufholjagd.


Tatsächlich gelang Christoph an Brett 1 (Weiß) ein großer Paukenschlag. Der Kampf um die Initiative wogte hin und her, eine kreative Idee jagte die nächste, der Zuschauer vermochte nicht allen zu folgen. Aber just als das Material reduziert war und das Spiel vereinfacht zu sein schien, lief der schwarze König in eine Fesselung auf der 7. Reihe, die nur um den Preis einer Qualität aufzuheben gewesen wäre. Daher Aufgabe von Schwarz zum Stand von 3:2 für die Gastgeber. Besonderheit am Rande: Der Schwarzspieler trug einen voluminösen Gehörschutz, solange er am Zug war und nachdachte. Es wäre interessant zu wissen, was ein FIDE-Schiedsrichter dazu sagen würde.

Humorvolle Zungen behaupten, das Wort „Vegetarier“ stamme aus einer Indianersprache und bedeute „Der beim Jagen kein Glück hatte“. So gesehen blieb Hagen bei der Aufholjagd vegetarisch, verlor an Brett 4 einen schwarzen Bauern nach dem anderen und musste um Dreiviertelzwei seinen Skalp abgeben. Das resultierende 4:2 war nun sogar für Berufsoptimisten eine Herausforderung.

Aber es kämpften ja noch unsere jungen Cracks an den Brettern 6 und 7. Julian hatte an Brett 7 von Anfang starken weißen Expansionsdrang und eroberte einen zentralen Bauern. Er musste nur auf seinen lang rochierten König aufpassen, aber bald wurden die Damen und ein Turmpaar getauscht. Im Turmendspiel half der Gegner ein bisschen nach, ging in ein Bauernendspiel über, in dem Weiß alle Trümpfe in der Hand hatte: den aktiven König in der Mitte, einen entfernten potenziellen Freibauern und mehrere Reservetempi für ein Zugzwangduell. Also nur noch 4:3 um 13:45 Uhr.

Auf Ensars Schultern und Brett 6 (Schwarz) lasteten nun die letzten Haarer Hoffnungen, allerdings eher theoretischer Natur, denn sein forscher Gegenangriff am Königsflügel löste sich in einen Bauernverlust auf, und der scheinbar schwache weiße Mehrbauer in der Mitte mutierte auf e7 zum Riesen, der schließlich eine Qualität kostete. Danach dürfte die Partie eigentlich entschieden gewesen sein, aber Weiß entschloss sich zu einem studienartigen Turmopfer zugunsten einer Bauernumwandlung. Nur ein paar Zuschauer sahen die ebenso studienartige Widerlegung mittels Rückopfer des schwarzen Springers nebst rechtzeitiger Umwandlung eines eigenen Bauern. Statt dessen schüttelte Ensar seinem Gegner nach dem fantasievollen Turmopfer die Hand zum 5:3-Endstand. Ein spannender Wettkampf, der lange in Erinnerung bleiben wird.

Matchstatistik aus Haarer Sicht: Vordermannschaft 1,5:2,5, Hintermannschaft 1,5:2,5; Weißpartien 2,5:1,5, Schwarzpartien 0,5:3,5. An die Tabellenspitze sprang gleich der mögliche Favorit SF Augsburg 2 durch einen 6,5:1,5-Kantersieg gegen SK Tarrasch München 2, gefolgt von SK Rochade Augsburg 1, SK Marktoberdorf 1, SC Kempten 1 und SC Dillingen 1 (alle 2:0 Mannschaftspunkte).

In zwei Wochen, am Sonntag 26. Oktober 2025 (10 Uhr), empfängt die erste Haarer Mannschaft im Bürgerhaus Haar den langjährigen Rivalen SC Dillingen 1.

(kb 13.10.2025)