Bez2014 Spielbericht7
MMM 2014 (B3) / Spielbericht 7. Runde
Ein Spiel dauert 270 Minuten: SC Haar 2 - SG Schwabing München Nord 1 2,5 - 5,5
Spielbericht:
Wenn es stimmt, dass Melancholie die Mutter der Kreativität ist, dann steht der SC Haar vor einem Kreativitätssprung. Denn schon wieder wurden gar zu viele schöne Stellungen verschenkt.
Gute Nachricht zuerst: Am Rande der Großveranstaltung "Zentralrunde 7 der Bezirksliga" hörten wir aus berufenem Munde, dass ein Abstieg der ersten Mannschaft (aus der Regionalliga) nicht möglich sei. Dadurch hing deren Schicksal offenbar nicht davon ab, ob die zweite Mannschaft ihre Tabellenführung in der Bezirksliga verteidigen würde oder nicht. Sie entschied sich dann unfreiwillig für letztere Variante ...
Zunächst schien das Match nach Plan zu laufen, als Hagen an Brett 3 ein sicheres Schwarzremis einfuhr.
Stephan baute an Brett 1 eine äußerst aktive Schwarzstellung auf und räumte nervenstark den weißen Damenflügel ab --- unerfahrene Spieler wären derweil durch den weißen Aufmarsch am Königsflügel in Panik geraten. Doch zur Punkt-Landung kam es leider nicht, denn für einen Augenblick übersah er, dass der Rückstrahl seines Angriffsläufers gleichzeitig ein Verteidigungsinstrument war. Angriffserfolg beruht verblüffend oft auf Verteidigungskunst, so wie ein erfolgreicher Verteidiger ein fantasievoller Angreifer sein muss (um Angriffe zu antizipieren).
Noch machten sich die Haarer keine allzu großen Sorgen, denn sogar ein 4:4 würde für den Erhalt der Tabellenspitze reichen, falls gleichzeitig der Tabellenzweite Tarrasch München 2 ebenfalls nur 4:4 (gegen Bayern München 4) spielen würde. Letzteres Ergebnis wurde Wirklichkeit, doch die goldene Brücke verschmäht ...
An Weißbrett 4 hatte Bernhard seinen Gegner wunderschön überspielt, büßte in Zeitnot jedoch eine Figur ein.
An Weißbrett 6 erarbeitete sich Winfried eine für das Endspiel verheißungsvolle entfernte Bauernmajorität. Er eroberte sogar einen Läufer, aber um den Preis zweier verbundener schwarzer Freibauern --- gegen die das weiße Springerpaar größte Mühe hatte und schließlich eine neue schwarze Dame nicht verhindern konnte.
Per an Brett 7 (Schwarz) musste relativ früh einen Springer für Angriffshoffnungen geben und baute dann eine spannende Blockadestellung auf, bei der lange Zeit nicht klar war, wie Weiß seinen Mehrläufer zur Geltung bringen könnte. Doch auch Weiß hatte taktische Tricks auf Lager und opferte die Figur zurück, um dann mit zwei Mehrbauern zu gewinnen.
Patrick (Brett 8, Weiß) besiegte sich objektiv-originell, indem er auf der Suche nach dem besten Zug viel Zeit verbrauchte und naheliegende starke Züge systematisch mied. Ästhetisch war das Mattbild zum Schluss, wenn auch aus Haarer Sicht auf der falschen Seite.
Lichtblicke hatten sich früh an den Brettern 2 und 5 angebahnt, auch wenn sie nach dem errungenen 0,5:5,5-Zwischenstand nur noch kosmetischen Zwecken dienten, was das Mannschaftsergebnis anbelangt. Andreas ließ nie einen Zweifel an seinem Anzugsvorteil aufkommen und drängte seinen Gegner in ein Endspiel mit gedecktem weißen Freibauern, der im richtigen Moment tempostark zum Touch-Down losmarschierte.
Mit schier unendlicher Zähigkeit und stoischer Ruhe trieb Hans-Christoph (Brett 5, Schwarz) seinen Gegner in eine kompensationslose Zeitnot, die schließlich einige weiße Bauern wie reife Früchte fallen ließ.
Damit war der Endstand von 2,5:5,5 markiert, der in der Tabelle bedeutete, dass TSV Solln 1 und Tarrasch München 2 (je 9:5 Mannschaftspunkte; 31,5 bzw 29 Brettpunkte) sich vor SC Haar 2 und SC Garching 3 (je 8:6 Mannschaftspunkte; 33 bzw 32 Brettpunkte) setzten. Schiedsrichter Jean Bausch merkte humorvoll an, dass nun endlich einmal der Tabellenerste aufsteigen dürfe. (Haar 2 darf bekanntlich nicht aufsteigen, solange Haar 1 in der Regionalliga steckt.) Außerdem kündigte er an, dass auch nächstes Jahr die Schlussrunde der Bezirksliga wieder zentral veranstaltet werden soll --- ein Dorado für Spieler und Zuschauer.
Haarer Matchstatistik der 7. Runde:
Weißbretter 1:3; Schwarzbretter 1,5:2,5.
Vordermannschaft 1,5:2,5; Hintermannschaft 1:3.
Haarer Saisonstatistik:
Unter den zehn erfolgreichsten Spielern der Bezirksliga finden sich gleich drei Haarer: Hagen und Hans-Christoph (je 5 Punkte aus 7 Runden) sowie Patrick (4 aus 6).
Nächstes Jahr wird sich weisen, wer schneller besser geworden ist --- wir oder die Lokalrivalen. Dank Computertraining steigt das allgemeine Spielniveau ständig an, so dass allein schon das Halten der (relativen) Wertungszahl ständiges Dazulernen erfordert. Auch in diesem Sinn gilt: "Das Gehirn ist das größte Lustorgan des Menschen."
(kb)